Geschichte

Wissenswertes über Escherode und Umgebung

Escherode mit seinen Fluren ist die südlichste Region von Niedersachsen direkt an der hessischen Landesgrenze gelegen. Der Ort liegt eingebettet im oberen Hopbachtal in Randlage zum Kaufunger Wald. Die Bevölkerung ist sprachlich/mundartlich hessisch orientiert. Arbeitsstellen findet man hauptsächlich im nahen Kassel. Alle landwirtschaftlichen Betriebe sind aufgegeben. Es gibt jedoch seit eingen Jahren einen neuen Bioland-Betrieb mit Hofladen. Es gibt einige Leute, die Pferde halten. Die größten Agrarflächen werden von nur ein bis zwei Betrieben bearbeitet.Einwohner: ca. 900
Anzahl der Häuser: 285
Höhenlage des Ortes: 285 bis 350 m ü.NN Flur/Gemarkungsgröße: 5,5 km
Landwirtschaftlicher Bodenwert: 45 bis 55 Punkte
Agrarfläche: 1050 Hektar
Bebaute Fläche: 161 Hektar
Waldfläche: 764 Hektar
Geologischer Aufbau: Bundsandsteinplatte von Basaltkegeln durchbrochen.
Kaufunger Wald: 40.000 Hektar
Höchste Erhebungen:
Steinberg 542 m—- 6 km entfernt
Haferberg 581 m—- 7 km entfernt
Bielstein 642 m—-12 km entfernt
Meißner 754 m—-22 km entfernt
Ausflugsorte:
Rinderstall
Steinberg
Waldgrillplatz Escherode
Almhütte Nieste
Besonderheiten:
Arboretum – Forstpflanzengarten mit internationalem Baumbestand.
Fernwanderweg X4 Haferberg
Bodenfunde aus Alt-u. Jungsteinzeit.
Escherode auf Karlsurkunde 813 rückführbar.

Geschichtliches über Escherode und Umgebung


Wer neugierig ist, wer mehr wissen will über Land und Leute aus alter Zeit, dem verraten unzählige Spuren viel spannende Informationen über seine unmittelbare Heimat. Spuren im Gelände, alte Straßen und Wegverbindungen, Anekdoten, Geschichten, Landkarten, alte Gebrauchsgegenstände, die verloren gegangen und wieder gefunden sind, Namen, Bezeichnungen aus alten Akten und Unterlagen oder Archiven. Alles offenbart sich dem interessierten Menschen und lässt sich zu einem aufschlussreichen Mosaik zusammentragen, dem man letztlich staunend gegenüber steht.

Aus diesem Erlebnis entsteht eine völlig neue Sicht auf die Heimat, des unmittelbar persönlichen Lebensumfeldes, schafft Identifikation, Stolz, Freude und Verbundenheit. Vor allem aber versteht man auch, warum und wieso sich viele Dinge so, oder anders entwickelten.

Geschichte ist auch -und vor allem- Geschichte von Menschen, Dingen und Ereignissen: zwar eingebettet in die sogenannte große Geschichtsschreibung der Regierenden, in Zahlen und Fakten. Aber die Sicht der Menschen war ihr Leben und das Überleben, und das Miteinandern in Sippen und Familien. Die Triebfeder allen Seins.

Unsere Gegend, so belegen zahlreiche Funde aus der Alt-und Jungsteinzeit, war schon lange vor einer planmäßigen Ortsgründung bevorzugter Lebensraum.

Spuren der ersten Besiedlung unserer Gegend

Pfeilspitze
Wetzstein
Spinnwirtel


Artefakte von Steinzeugwerkzeugen zeugen von bevorzugten Siedlungsplätzen in exponierter Lage auf den Bergrücken des Kalenberges und des Fichtenkopfes. Hatte man von dort doch sichere und hervorragend gute Beobachtungsstationen. So ließen sich vor allem Streifzüge und Jagden gut organisieren, lagen doch alle Lebensgrundlagen im Kaufunger Wald mit seinem enormen Reichtum an Beeren, Pilzen, Wild, frischem Quellwasser und Fischen den ersten Siedlern buchstäblich zu Füßen. Streufunde wie Steinäxte, Pfeilspitzen, oder gar eine seltene Geröllkeule aus Quarzitgestein belegen weiter, dass das Hopbachtal mit seinen Hängen gute Lebensumstände bot.

Erst Jahrtausende später tritt unsere Gegend mit schriftlichem Zeugnis in das Geschichtsbewusstsein. Mit einer -in seiner Zeit seltenen- Besitzurkunde aus dem Jahr 813, besiegelt durch Karl den Großen, lässt sich ein Edling mit Namen Adalricus, auch Asig oder Esig genannt, eine Gegend um einen Habichtsborn gelegen zwischen Werra und Fulda als sein Eigentum besiegeln. Ein Bezug zum Ortsnamen ist in der Urkunde nicht gegeben, jedoch hat die wissenschaftliche Geschichtsforschung Namen und Örtlichkeit eindeutig zugeordnet. Frühe Ortsnamen wie Esekerode oder Eschkerode könnten weiterer Beleg sein.

Am 9.05.813 zu Aachen im Kaisertum des heiligen römischen Reiches unter Karl dem Großen, ließ sich Asico, auch Adalricus oder Esico genannt, den von seinem Vater ererbten Besitz am „Havacubrunno“ ( Habichtsborn ) schriftlich per Urkunde besiegeln.

Hiddi, aus sächsischem Adel hatte sich zur Unterwerfung und Christianisierung auf die Seite des Kaisers gestellt und half die Reichsgrenzen zu befestigen.

Die Urkunde trägt folgenden Wortlaut: ( Auszüge daraus )

—– Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, Karl der erlauchte Kaiser von Gott gekrönt, der große friedvolle Fürst, Herr des römischen Reiches, der auch durch die Gnade Gottes König der Franken und Langobarden.
All unseren Getreuen, gegenwärtigen und zukünftigen sei kund, das Asic, der auch Adalricus heißt, unser Getreuer, unser Hoheit bekannte geworden dadurch, das sein Vater Hiddi, während die übrigen Sachsen gegen uns untreu handelten, besagter Hiddi, da er lieber seine Treue bewahren, als mit den übrigen in Untreue verharren wollte, das Land seiner Geburt verließ und zu uns kam ——–
Da wir jedoch wegen der treuen Dienste unseres besagten getreuen Asic, oder seines Vaters, sein Begehren erfüllen wollen, so haben wir in eben dem Walde, an dem erwähntem Orte, wo sein Vater Hiddi jenes Gehege, welches in ihrer Sprache Bivanc heißt, gemacht hat, wie man erkennt, zwei Leugen lang und zwei breit und sechs im Umfang ihm und seinen Erben zugestanden zum Besitz ——-

Dieser Besitz wurde bis ins 14. Jahrhundert Esekerode, später dann Eschkerode und dann Escherode genannt.

Burg und Grafschaft derer von Sichelnstein ( das Symbol der Sichel steht für die Form des Herrschaftsgebietes ) übte in Nachfolge über die Jahrhunderte die Sicherung der sächsischen Landesgrenze zum benachbartem Hessen aus. Dass es nicht immer friedlich zuging, bezeugte die in Sichtweite, im hessischem gelegene ehemalige Burg Sensenstein.